Wednesday, April 28, 2010

FRITZ MÜLLER - KAPITEL DREI

Oh wie versonnen strahlte das weißblonde Antlitz hoch im Zenit, fast schien es als trüge die schwitzende Wintersonne das Frühlingsherz nur aus Liebe mit einem koketten Scheinorgasmus. Fritz hing bleich verzerrt über dem knapp dreijährigen und entsprechend staksigen Rennrappen Salvador IV, der kaum im Schritt zu halten war und den schmerzenden Arm unbarmherzig durcheinander tänzelte. Mit der starken Rechten parierte er immer wieder den frechen Dunkelfuchs Gaylord II, der sich mit der Rolle des Handpferds nicht zufrieden geben wollte und jede Gelegenheit nutzte, an Salvador IV. vorbeizuziehen oder ihm zumindest kernig in den Po zu beißen, was der schwarze Rennhengst mit heftigen Tritten quittierte. Beide waren sie der Gefahr nicht gewahr, in die sie den ganzen Tross durch ihre homoerotischen Rangeleien brachten. Unter Bergen an wertvollem Material trug Gaylord II. auch jenen kleinen Toshiba Nuklearreaktor mit sich, der den Verfolgern als Ladestation für Gameboy und Ghettoblaster gedient hatte. Da Fritz schweren Herzens hatte einsehen müssen, dass eine Jagd auf Tom Thompson unter gegebenen Umständen einem militärischen Fiasko gleichkam, hatte er zunächst erwogen, das zurückgelassene Material radioaktiv zu verseuchen, damit es nicht wieder in Toms Hände falle respektive nur in Hände, die ihre Funktionstüchtigkeit alsbald verlieren würden. Fritz hatte rasch sein Blackberry-Telefon aufgeladen und dann seinen Freunden auf Facebook mitgeteilt, dass er in der Nähe von Kassel von der Fahrbahn abgekommen sei und dabei seinen linken Arm verletzt habe, es ginge ihm aber den Umständen entsprechend gut. Selbstredend konnte er dem Feind keine exakten Angaben über seinen derzeitigen Aufenthaltort in die Hände spielen, es war ihm aber doch wichtig, einem gewissen Personenkreis zumindest sinngemäße Aufklärung ob seiner momentanen Befindlichkeit zu verschaffen. Hernach hatte er sich dann am Nuklearreaktor zu schaffen gemacht, als ihm mit einem Male bewusst wurde, was er da eigentlich tat.

„Wenn ich den Krieg alle Mittel heiligen lasse“, dachte er bei sich, „dann bin ich ja keinen Deut’ besser als der Feind, verliere mithin mein Recht zum Widerstand, nein, nein, nein, die Politik der verseuchten Erde soll nicht zu meinem Credo werden - Grundgütiger, wo dachte ich nur hin!“ Auch kam ihm der Wert eines Toshiba Reaktors wieder in den Sinn, auf dem Schwarzmarkt ließ sich doch die ein oder andere DM damit verdienen. Seit seine Konten eingefroren waren, war es um seine Finanzen schlecht bestellt, was die Flucht ungemein erschwerte. Wenn er in seiner Kindheit von seinem Lieblingsbrettspiel Scotland Yard, das zwischenzeitlich auch als Mister X auf dem Markt war, eines gelernt hatte, dann sicher dieses: der ideale Zeitpunkt, eine längere Fahrt zu unternehmen, war nahe, womöglich konnte er das Land für immer ins Nirgendwo verlassen. Fritz hatte den Reaktor also wieder entschärft und möglichst sicher auf Gaylords Rücken verstaut. Danach versah er die Kuppe, die ihm Grab und Heimat geworden war, mit Tretminen und schrieb mit Edding auf den herzigen Felsen. „Hier verstarb mein treuer Freund Luigi. Ich habe seinen Tod gerächt und zwei Feinde nah seiner Todesstätte zerstört. Ein dritter wird kommen und büßen, damit er Luigi im Jenseits den Stall miste. Fritz Müller, November 2043.“ Doch von alledem wusste Fritz Müller nichts mehr wie er vernebelten Sinnes, fast benommen vom schweren Blutverlust, tief über Salvador IV. gebeugt, durch die malerische Winterlandschaft stolperte. Und wäre da nicht jener kleine tierische Engel gewesen, der Fritz nun schon seit geraumer Zeit in sicherem Abstand folgte, hätten die beiden Rennhengste ihn wohl irgendwo von sich geworfen und im Schnee verkommen lassen. Der jüngste der Windhunde, Bertram, hatte Fritz lieb gewonnen und ihm verziehen, dass er seinem großen Bruder Bello das Genick gebrochen hatte. Vielleicht war er der einzige der Hunde, der die Trauer in Fritzens Gesicht bemerkt hatte, denn Fritz liebte Tiere und hatte nur aus Notwehr gehandelt. Bertram hatte sich also von seiner Familie losgesagt und war Fritz gefolgt und als er nun bemerkte, dass dieser nicht mehr Herr seiner Sinne war, sprang er in die Bresche und trieb die Pferde wie ein Hirtenhund durch den Schnee.

Und in einem letzten lichten Moment sah Fritz Müller mit einem Mal eine kleine, anachronistisches Siedlung vor sich im Tal, dicht um die spitzgetürmte Dorfkirche standen putzige Fachwerkhäuschen, alles war in eine unendlich friedliche Schönheit getaucht, „eine Fata Morgana,“ murmelte der Verwundete kraftlos. Und als der Tross den Dorfbrunnen erreicht hatte, fiel Fritz leblos aus dem Sattel und stieß sich den Kopf am harten Stein, denn der Schnee war geschippt und Steusalz glitzerte um die Häuser wie liebliche Perlen. Vor dem Ohnmächtigen stand alsbald ein äußerst attraktives Fräulein mit kleinen dunkelblonden Rattenschwänzchen und einem sommerlich leichten Liberty Kleidchen. Ihr Elternhaus war wohl beheizt und so war sie nur rasch in ihre Snow Boots geschlüpft und auf die Straße gesprungen als sie den wackeren Recken durch das Küchenfenster aus dem Sattel fallen sah. Rasch rief sie ihre Brüder Heinz und Georg zur Hilfe, die den Riesen mit vereinten Kräften in die Stube trugen. Erst Stunden später kam Fritz wieder zu sich als er sich gerade an einer Fleischbrühe verschluckte, die ihm die Dorfschönheit einzuflößen versuchte. Sie trug noch immer das leichte Kleidchen, das ihre Vorzüge fein unterstrich, und sie lächelte so herzzereißend einnehmend, als sie Fritz zum ersten Mal in die halb geöffneten Augen blickte. „Ich bin Beate,“ sagte sie, „und ich vermag kaum zu erwarten, ihren Namen zu vernehmen, Fremdling, jedoch sollten sie sich schonen und mir zu späterer Stunde Rede und Antwort stehen.“ Fritz Müller nickte dankbar und lächelte beseelt. Als sich Beate abwandte, um auf einem kleinen Tischchen einen neuen Quarkwickel zuzubereiten, sah Fritz aus dem Augenwinkel, dass sie kein Höschen trug, was ihm sofort eine gewaltige Erektion verpasste, die er kaum zu verbergen vermochte. Er zog die Bettdecke zu einem kleinen Gebirge über seinem Geschlecht zusammen, was seine Beine freilegte. Als Beate sich wieder zu ihm wandte und das schöne Gebein bemerkte, errötete sie und sagte dann wie zur Ablenkung: „Sie haben kräftige Beine, Fremdling, wenn sie rasch genesen, können sie am Sonntag nach der Messe vielleicht an unserer alljährlichen Sexy Legs Competition teilnehmen, der Gewinner darf mich zum Tanz ausführen.“ Beate errötete nun noch stärker, schüttelt unschuldig den Kopf und sagte: „Aber wo denke ich denn hin, sie haben sicher eine Geliebte, die auf sie wartet, und wollen vielleicht gar nicht mit mir tanzen.“

2 comments:

Salvador der Vierte said...

Das ist böse, aber gut!!

Kurt said...

slip on a banana